Acht Sekunden

Zu spät gegen Angreifer gewehrt: Kiosk-Besitzer verurteilt

Ein Kiosk-Besitzer wehrt sich gegen einen Angreifer und wird dafür verurteilt. Der Angreifer hingegen kommt auf freien Fuß. Über einen unverständlichen Urteilsspruch in Berlin.

Zeitungen im Kiosk
Zeitungen im Kiosk Foto: iStock / olaser
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Dieses Urteil überrascht. Ein Späti-Besitzer aus Berlin-Spandau wird zu mehreren Monaten auf Bewährung verurteilt, weil es sich zu spät gegen seinen Angreifer gewehrt hat.

Acht Sekunden

November 2019. Ein Kunde, ein 30-jähriger und vorbestrafter Kampfsportler, betritt den Spätmarkt von Necmettin Cengiz. Der Kunde will sein Geld zurück, weil sein Handy-Display, dass er zuvor von Cengiz reparieren ließ, wieder kaputt ist. Der Ladenbesitzer will den Schaden aber ohne Quittung, die der Kunde nicht mehr hat, nicht begleichen.

Es kommt zu einer heftigen Diskussion zwischen den beiden, infolge welcher der Kunde Cengiz in den Magen schlägt. Der Kiosk-Besitzer fällt unter Schmerzen auf die Knie, sammelt sich und greift acht Sekunden später (das sollte im späteren Gerichtsprozess entscheidend werden) zu einem Tischbein und schlägt mehrmals auf den Angreifer ein.

Zehn Monate auf Bewährung

Für das Gericht stellt der Fall keine Notwehr dar, die Richterin konnte weder von dem Überwachungsvideo noch von der Aussage des dreifachen Vaters überzeugt werden, dass er keinen anderen Ausweg sah.

Acht Sekunden waren zu lange für einen Gegenschlag, um diesen als Notwehr zu definieren.

Necmettin Cengiz wird zu zehn Monaten auf Bewährung wegen schwerer Körperverletzung verurteilt, schreibt die Bild-Zeitung. Wie es dem Angreifer, der straffrei davongekommen ist, nach der Auseinandersetzung ging und wie schwer er von dem Späti-Besitzer verletzt wurde, geht aus dem Bild-Artikel nicht hervor.

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