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OnlyFans: Wie Hetero-Männer auf schwul machen – und das große Geld absahnen

Der Wunsch nach exklusivem Content und die Bereitschaft, für diesen zu bezahlen, ist einer der Gründe, warum OnlyFans so erfolgreich ist. Ein Erfolg, von dem natürlich auch Männer profitieren.

Männer bei OnlyFans
Auch Männer können bei OnlyFans Erfolg haben Foto: iStock / mansum008
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Es hört sich paradox an: Warum sollte man für erotischen Inhalt zahlen, obwohl das Internet von kostenlosem Content dieser Art fast schon überläuft?

Die Frage liefert im Grunde genommen schon die Antwort. Den Überfluss haben die Menschen satt, was es immer und ständig gibt, will man irgendwann nicht mehr. Es wird langweilig, weil es gewöhnlich ist. Wir wollen etwas Besonderes, was Exklusives. Und für diese Exklusivität sind wir immer öfter bereit zu bezahlen.

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Geldmaschine OnlyFans

Die Website OnlyFans ist das wohl prominenteste Beispiel für einen Anbieter von kostenpflichtigem Erotik-Content. User müssen für die Accounts, denen sie folgen wollen, einen monatlichen Abo-Preis bezahlen. Dafür erhalten sie Bilder und Videos, die für andere soziale Netzwerke (allen voran Instagram) hinsichtlich der Jugendschutzrichtlinien zu "heiß" sind.

Wenig überraschend gehören die meisten Accounts Frauen; auch bekannten Frauen aus dem Pornobranche, Schauspielerinnen und Models, die sich gerne von ihrer freizügigen Seite zeigen. Im Sommer 2020 startete die Ex-Disney-Schauspielerin Bella Thorne ihre OnlyFans-Karriere und hat eigenen Angaben zufolge nach knapp einer Woche zwei Millionen US-Dollar verdient, wir berichteten.

OnlyFans ist ohne Frage eine Frauendomäne, aber keineswegs ausschließlich für das weibliche Geschlecht reserviert. Auch Männer können sich einen Account zulegen. Und das machen sie auch.

Männer bei OnlyFans

Da ist zum Beispiel Ryan Yule. Im April 2018 entschloss sich der 26-Jährige, sich bei OnlyFans anzumelden. Er hatte das Militär wenige Monate zuvor verlassen und begann unter anderem Videos hochzuladen, in denen er masturbierte. User müssen monatlich 15 US-Dollar zahlen, um Ryans erotischen Content sehen zu dürfen.

Ryan ist einer von immer mehr heterosexuellen Männern, die explizite Inhalte für ihre meist schwulen Abonnenten hochladen. Ryan sagt Dazed, dass er davon ausgeht, dass "97 Prozent" seiner Abonnenten Männer sind.

Haben Ryan und andere männliche Content-Creator ein Problem damit, schwule Zuschauer anzusprechen? "Ich bin mit meiner Sexualität komplett im Reinen", gesteht Ryan. Letztendlich ist es ein Geschäft, das durch Nachfrage und Angebot reguliert wird. "Ich freue mich, ein Publikum anzusprechen, das mir Geld bezahlen wird", bringt es Aaron McCleod auf den Punkt.

Männliche Sexualität im Wandel

Viele der männlichen Creator überzeichnen in ihren Fotos und Videos die männliche Heterosexualität bis ins ästhetischste Extrem. Die übergroßen Uhren sind mit Diamanten verziert, der Bizeps gut eingeölt, der Arm mit mystischen Tattoos überseht. Die Selfies zeigen sie übertrieben lässig auf der Motorhaube eines exorbitant teuren Sportwagens sitzen. All das ist Inszenierung, keine Frage. Es zeigt aber auch ein instabiles und zerbrechliches Männerbild, das sich durch seine überstilisierte Zurschaustellung von vermeintlicher Heterosexualität und der offenkundigen Abtrennung zur Homosexualität im Wandel begriffen scheint.

Es ist nicht verwunderlich, dass heterosexuelle Männer sich zunehmend wohlfühlen, wenn sie ein schwules Publikum ansprechen. John Mercer, Professor für Geschlecht und Sexualität an der Birmingham City University, erklärt: "Viele jüngere Männer sind in einem kulturellen und pädagogischen Kontext aufgewachsen, in dem Homophobie nicht toleriert wird, so dass die Angst vor Schwulheit. weniger verbreitet ist."