News-Update

Kreml-Kritiker zu zwei Jahren Haft verurteilt - wegen Rammstein

Regimekritiker in Russland leben gefährlich und stehen immer mit einem Bein im Knast. Die Begründungen für Verhaftungen werden dabei immer absurder.

Rammstein Frontmann Till Lindemann
Rammstein-Frontmann Till Lindemann Foto: Getty Images / Martin Philbey
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Gefängnis für Kreml-Kritiker

Das muss aktuell auch Andrej Borowikow erfahren, der für das Teilen eines Rammstein-Videos für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis soll. Ihm wird Verbreitung von Pornografie vorgeworfen, wie sein Anwalt mitteilt und ntv berichtet.

Der 32-Jährige ist ein Unterstützer Nawalnys und man muss nicht Atomphysik studieren, um zu verstehen, worum es hier augenscheinlich wirklich geht. Einen Vorwand zu finden, unliebsame Bürger wegzusperren, war im Russland Putins noch nie sonderlich schwer.

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Video: YouTube

Amnesty International protestiert

Klar ist, selbst die zensierte Version des Songs "Pussy" ist nichts für Kloster-TV, die unzensierte enthält tatsächlich explizite Szenen. Welche Version Borowikow auf der russischen Plattform VKontakte geteilt hatte, ist zurzeit unklar.

Seltsam dabei: Besagtes Teilen fand bereits im Jahr 2014 statt. Die jetzige Verhaftung wirkt dadurch noch willkürlicher. Das sieht auch Amnesty International so und bezeichnet das Verfahren gegen Borowikow als "völlig absurd". Es sei offensichtlich, "dass er nur für seinen Aktivismus bestraft wird, nicht für seinen Musikgeschmack".

Nichtlinientreue sind Extremisten

Seitdem Chef-Kritiker Alexej Nawalny - ebenfalls wegen zweifelhafter Anschuldigungen - in einem russischen Gefängnis sitzt, nehmen auch die Repressalien gegen seine Unterstützer deutlich zu. Viele Mitstreiter haben das Land bereits verlassen oder stehen unter Hausarrest.

Auch gegen Nawalnys Anti-Korruptionsstiftung FBK wird vorgegangen. In einem gesonderten Prozess werden die Richter wohl zu der Einsicht gelangen, dass diese als "extremistisch" einzustufen sei und damit verboten werden müsse.

Fazit

So geht es also nur vordergründig um einen vor sieben Jahren über eine soziale Plattform geteilten Song. Und ob dieser nun von Rammstein ist oder von jodelnden Donkosaken ist dabei zweitrangig.