Wutanfälle bei Kleinkindern: Wie als Vater reagieren?
Als Mama weiß ich: Wutanfälle bei Kleinkindern sind eine krasse Herausforderung. Hier sind die 7 besten Tipps für Väter, die bei meinem Sohn helfen.
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Die gute (und schlechte) Nachricht zuerst: Wutanfälle bei Kleinkindern lassen sich nicht verhindern. Manche Ratgeber lesen sich so, als müsstest du als Vater nur entspannt genug, vorausschauend genug, liebevoll genug oder sonstwas genug sein, damit dein Kind niemals ausflippt. Bullshit! Wutanfälle bei Kleinkindern gehören schlichtweg dazu. Manche behaupten sogar, sie seien ein Zeichen für eine sichere Eltern-Kind-Bindung: Dein Kind fühlt sich sicher bei dir und zeigt sich deswegen in allen Facetten – also auch in seiner Wut.
Von dieser Theorie kannst du halten, was du willst. Tatsache ist, Wutanfälle bei Kleinkindern sind eine krasse Herausforderung. Mein Sohn wird demnächst zwei Jahre alt und Ausraster gehören zum Tagesgeschäft. In den vergangenen Monaten habe ich einige ungewöhnliche Methoden ausprobiert, um seine Wut zu begleiten. Hier sind meine besten Tipps.
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Wie beim Wutanfall eines Kleinkindes verhalten?
Dass Kleinkinder Wutanfälle bekommen, liegt daran, dass sie ihre Emotionen zwar sehr intensiv spüren, aber weder regulieren noch in Worte fassen können. Typischerweise passiert dies um den 2. Geburtstag herum. Bei meinem Sohn war es früher, etwa mit eineinhalb. In dieser Zeit entdecken die Kids ihren eigenen Willen und wollen meistens mehr, als sie dürfen und können.
Die Entwicklung des Gehirns spielt dabei eine zentrale Rolle. Der präfrontale Kortex – also der Teil im Gehirn, der unter anderem für die Kontrolle von Gefühlen zuständig ist – ist im Kleinkindalter nur rudimentär entwickelt. Er wird auch Vernunftzentrum genannt und ist erst mit circa 25 Jahren vollständig ausgebildet.
Hat ein Kleinkind einen Wutanfall, wird das sowieso unterentwickelte Vernunftzentrum ausgeschaltet und das limbische System übernimmt die Kontrolle. Dieser Bereich gilt als "emotionales Gehirn". Es ist bei Kleinkindern deutlich besser ausgebildet als der präfrontale Kortex. Im Ergebnis wird dein Kind von seinen Gefühlen überrannt.
Bei Wutanfällen von Kleinkindern: Wie sollten Väter reagieren?
Hand aufs Herz, es gibt wohl nichts Krasseres als Wutanfälle bei Kleinkindern. In der einen Sekunde war noch alles cool und plötzlich stehst du einem Miniatur-Godzilla gegenüber. Um diese Situationen besser zu meistern, habe ich 7 wertvolle Tipps gesammelt, die mir in stressigen Situationen geholfen haben und immer noch helfen.
Was tun bei Wutanfällen von Kleinkindern? 7 Tipps für Väter
Kleiner Spoiler: Wenn während eines Wutanfalls das emotionale Gehirn die Kontrolle übernommen hat, ist dein Kind für Argumente, Lösungsvorschläge oder Kompromisse nicht zugänglich. Was hilft, sind zugewandte Sätze auf der Gefühlsebene, die deinem Kind vermitteln, dass du an seiner Seite bist.
1. Trost spenden
Auch wenn ich am liebsten mit an die Decke gehen würde, tröste ich mein Kind vor allem zu Beginn des Wutanfalls, um ihm zu signalisieren: Hier passiert nichts Schlechtes. Ich spreche laut aus, dass ich ihn verstehe: "Ich kenne diese Wut", "Ich ärgere mich manchmal auch", "Ich verstehe, dass du dich ärgerst".
2. Auf Augenhöhe gehen
Sobald mein Sohn ausflippt, setze ich mich zu ihm auf den Boden – auch im Supermarkt oder auf der Straße. Das fühlt sich manchmal seltsam an, aber durch diese Körpersprache verstärke ich meine Botschaft von: Es ist okay, dass du wütend bist, ich bin da.
3. Umarmung/Körperkontakt anbieten
Hat dein Kleinkind einen Wutanfall, frag es, ob du es in den Arm nehmen oder ihm die Hand geben sollst. Mein Sohn möchte das manchmal sogar in der größten Wut. Wenn er Nein sagt, bleibe ich einfach bei ihm sitzen.
4. Die Gefühle des Kindes beschreiben
Ausgehend von der Tatsache, dass das Gehirn noch in der Entwicklung ist, hilft es deinem Kind, wenn du die Gefühle, die es zeigt, benennst. Sätze wie "Du bist jetzt wütend", "Du ärgerst dich", "Du weinst, weil du so wütend bist" helfen dabei, Ausdrücke für Gefühle zu lernen – selbst noch bei Wutanfällen bei Kleinkindern von 4 Jahren.
5. Raum geben
Vor allem, weil Wutanfälle bei Kleinkindern so heftig sind, wollen Eltern sie schnell beenden. Das geht allerdings nicht immer. Möchte sich dein Kind nicht trösten lassen oder weint es sogar noch heftiger, sobald du mit ihm sprichst? Dann bleib einfach da und begleite es nur mit deiner Anwesenheit. Verlangt es von dir, zu gehen, dann mach das und guck nach ein paar Minuten nach ihm.
6. Ablenken
Ja, es gibt Eltern-Ratgeber, die Ablenkung fast schon verteufeln. Schließlich lernen Kinder nichts, wenn man sie von der Wut ablenkt. Das ist im Prinzip richtig. Steht allerdings ein Termin an und ihr müsst aus dem Haus, ist Ablenkung erlaubt. Bei meinem Sohn klappt eines immer: Ein Kuscheltier schnappen und mit verstellter Stimme sprechen. Sofort ist die Wut vergessen und wir kriegen den Bus noch! Auch singen, spielen, tanzen oder klatschen können helfen.
7. Kein Witz: Pusten lassen
Von diesem Tipp einer befreundeten Mutter war ich überrascht. Frag dein Kind, ob die Wut im Bauch/Kopf/egal wo sitzt und biete an, die Wut dort heraus zu pusten. Lade dein Kind ein, mit zu pusten. Ihr könnt auch einfach nur in die Luft vor euch pusten, völlig egal. Bei meinem Sohn hat das die letzten Wutanfälle mit einem Lachen beendet.
Auch im Wutanfall: Nein darf Nein bleiben
Übrigens kannst du dein Kind während eines Wutanfalls trösten und trotzdem bei deinem zuvor ausgesprochenen Nein bleiben. Wenn du ihm zum Beispiel keinen zweiten Nachtisch geben möchtest, ist es vollkommen okay zu sagen "Ich verstehe, dass du wütend bist" und trotzdem keine Süßigkeit mehr aufzutischen. Einen Wutanfall bei Kleinkindern zu begleiten, bedeutet nicht, dass du nachgeben musst.
Es gibt Situationen, da möchte ich am liebsten selbst ausrasten, wenn mein Sohn explodiert. Das ist menschlich und mir auch schon passiert. Was mir hilft: Im Kopf Fakten aufzählen, die mich selbst beruhigen und entlasten. Dazu gehört:
Ich bin nicht Schuld am Wutanfall meines Kindes – selbst, wenn ich ihm vorher etwas verboten habe. Wutanfälle bei Kleinkindern gehören zum Alltag.
Ich kann meinem Kind nicht logisch erklären, warum es sich beruhigen soll; ich kann es allerdings trösten und durch seine Wut begleiten.
Je ruhiger ich bleibe, desto kürzer ist der Wutanfall.
Wutanfälle bei Kleinkindern sind keine Form der Manipulation. Dem Kind geht es nicht darum, dich zu etwas zu bringen. Es geht um ein Bedürfnis.
Heftige Wutanfälle bei Kleinkindern: Strafen - ja oder nein?
Der präfrontale Kortex, der bei Kleinkindern noch unterentwickelt ist, ist nicht nur für die Kontrolle und Bewertung von Emotionen zuständig, sondern auch für Handlungssteuerung, Problemlösung, Selbstkontrolle und das Abwägen von Konsequenzen und Risiken. Hat dein Kleinkind also einen Wutanfall und du bestrafst es, begreift es das nicht als logische Konsequenz seines eigenen Handelns. Es speichert lediglich die negative Erfahrung als Reaktion auf seine Wut ab.
In sehr kritischen Situationen nehme ich mir inzwischen kurze Auszeiten. Ich verlasse aber nicht einfach wortlos den Raum, um meinem Kind nicht das Gefühl zu geben, dass es verlassen wird, sobald es wütend ist. Ich setze mich zu ihm auf den Boden und sage so ruhig wie möglich: "Mom braucht jetzt eine Minute, damit ich zur Ruhe komme. Ich gehe kurz in den Flur und komme gleich wieder. Dann nehme ich dich gerne in den Arm, wenn du magst." Keine Frage, mein Sohn findet das nicht toll. Aber es ist wichtig, dass ich die Nerven nicht verliere, also nehme ich mir die Auszeit.
Was ich inzwischen nicht mehr tue: Fieberhaft nach der Ursache des Wutanfalls suchen. Ja, es hilft, wenn du weißt, warum dein Kind ausgerastet ist – wenn es zum Beispiel hungrig oder übermüdet war, kannst du das in Zukunft vermeiden. Aber nicht alle Wutanfälle bei Kleinkindern folgen einer erkennbaren Logik. Manchmal ist dein Kind ohne ersichtlichen Grund wütend. Das macht keinen Unterschied dabei, wie du es tröstest und auffängst.
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