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Sparkassen in Not - Millionen Kunden betroffen

Der Finanzwissenschaftler Ralf Jasny rechnet in einer 100-seitigen Studie mit der Anlagestrategie der meisten Sparkassen ab. Die Details.

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Finanzwissenschaftler rechnet mit Sparkassen ab Foto: iStock / jokuephotography
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Ralf Jasny ist Finanzwissenschaftler und Professor an der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften. Er leitete die Studie "Was die Sparkassen mit ihren Kundengeldern machen", in der Wertpapiergeschäfte von 376 deutschen Sparkassen untersucht wurden.

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Die Sparkassen haben den Auftrag, Unternehmen und Privatpersonen mit Krediten zu versorgen und breiten Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zur Geldanlage zu geben.

Wie die Studie der Frankfurter Universität jedoch zeigt, werden die Banken diesem zu einem großen Teil nicht gerecht. Stattdessen nehmen sie das Geld ihrer Kunden, um es großflächig am Kapitalmarkt zu investieren.

Erhebliche Risiken

Eine Entwicklung, die aktuell angesichts der Kapitalmarktturbulenzen besonders im Fokus ist. Die Studie zeigt, dass 77 Sparkassen mehr als 30 Prozent ihrer Kundeneinlagen in börsennotierte Wertpapiere angelegt hat.

Zwei Geldinstitute haben sogar 66 Prozent in Wertpapiere angelegt - eine Strategie, die erhebliche Risiken in Kauf nimmt. Diese Anlagepolitik habe "mit der Erfüllung des gesetzlich verankerten öffentlichen Auftrags der Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Krediten" nichts zu tun, so Jasny.

Diese Risiken haben sich in der Vergangenheit bereits gezeigt: 68 Sparkassen haben 2020 Verluste in Millionenhöhe gemacht. Das hat gleich mehrere Folgen: Die Banken zahlen weniger oder keine Steuern an die Gemeinden, diese müssen teilweise sogar Steuern rückerstatten.

Turbulenzen wie wir sie aktuell erleben könnten erneut alarmierende Auswirkungen haben. Bei einigen Sparkassen könnten diese "nicht nur zur vollständigen Vernichtung der stillen Reserven in der Bilanz führen, sondern auch zur Notwendigkeit von Verlustausweisen bis hin zur Insolvenz", heißt es in der Studie.

Eine Sparkasse in Mitteldeutschland - der Name wird nicht genannt, um Kunden nicht zu verunsichern - hat die Hälfte der Kundenguthaben in Aktien und Wertpapiere hinterlegt. Bei Verlusten von 25 Prozent im Portfolio würde es also zur Pleite des Unternehmens kommen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist jedoch auch, dass zumindest 157 Sparkassen den öffentlichen Auftrag erfüllen und ein wirksames und nachhaltiges Geschäft betreiben.

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