Intelligentes Wohnen

Smart Home: Was ist das überhaupt?

Smart Home, dieser Begriff ist momentan in aller Munde. Aber was genau verbirgt sich dahinter eigentlich alles? Hier kommen die Antworten.

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Smart Home: Was ist das Überhaupt? Foto: iStock / Marcus Millo
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Vor einiger Zeit machte die pseudo-philosophische Umschreibung "Das Internet der Dinge" die Runde. Das klang toll.

Auch wenn man nicht so genau wusste, was damit gemeint war, wenn sich das Merkel-Hashtag #Neuland im Oberstübchen breit macht, und man gerade noch meint, gehört zu haben, dass der Kühlschrank eigenständig nachbestellt und vorher noch kurz ein Schwätzchen mit dem Toaster hält.

Das Statistik-Portal Statista rechnet damit, dass sich bis zum Jahre 2025 etwa 75 Milliarden einzelne Geräte im Internet der Dinge tummeln werden, alle mit einer eigenen IP-Adresse versehen.

Was, wenn man es so formuliert, erstmal komisch klingt und nur etwas für Nerds zu sein scheint, wird sich jedoch immer weiter und vor allem schneller durchsetzen. Alexa & Co. sind erst der Anfang. Es geht auch um die Beleuchtung der Wohnung, Philips Hue fällt einem da spontan ein, und das Regeln von Heizungen oder Jalousien, schließlich natürlich auch das Messen des Gesamtenergiebedarfs und -verbrauchs.

Wer nicht gleich sein komplettes Haus mit intelligenter Beleuchtung ausstatten will, der holt sich erstmal ein Starter-Set. Bei Philips Hue besteht das aus zwei weißen LED-Birnen, einem Dimmer für die Wand und dem Steuerelement Bridge, welches direkt mit dem Router verbunden wird.

Sind die Birnen in Position, können sie über Sprachbefehle an Alexa, Google Assistant, Siri, Cortana und Co. angesteuert werden und erlauben das exakte Einstellen einer gewissen Farbe oder auch prozentgenaues Dimmen. Natürlich funktioniert all das auch einwandfrei über die entsprechende Philips App für das Smartphone.

Das funktioniert sowohl unter iOS als auch Android. Weitere bekannte Beleuchtungs-Systeme für das eigene Smarthome sind unter anderem Osram Lightify, Ikea Tradfri oder Elgato Avea.

Smart Home: Was ist das überhaupt?

Natürlich werden auch Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine und Backofen in diesen Kreislauf miteingebunden. Schlussendlich kommt aber natürlich auch das Entertainment nicht zu kurz. Fernseher, Musikanlage und Computer können heute wie selbstverständlich über Apps vom Smartphone aus gesteuert werden.

Die Zahlen gehen alle nur in eine Richtung: nach oben. Bis 2025 sollen Smart Home-Hard- und Software knapp 20 Milliarden Euro erwirtschaften. Rund Dreiviertel aller deutschen Internet-Nutzer interessieren sich für Smart-Home-Technologie.

Der Wunsch hinter dieser Vernetzungs- und Steuerungs-Orgie ist natürlich die Bequemlichkeit. Schnell mal das Licht im Keller anmachen, die Heizung im Bad schon mal hochdrehen und weil man gerade gut drauf ist auch noch den Lieblingssong auf die Anlage schicken. Party on!

Last but not least kann natürlich auch die Alarmanlage, komplett mit Bewegungssensoren und Kamera-Live-Bildern in das System eingebunden und über das Smartphone gesteuert werden.

Natürlich steht nicht allein der Spaß im Vordergrund. Ein vernetzter Haushalt kann auch bares Geld sparen. Durch den intelligenten Einsatz von Steuerungselementen können Räume optimal geheizt und temporär nicht benötigte elektrische Geräte abgeschaltet werden.

Smart Home: Bequem, beeindruckend und effizient

Bequemlichkeit und praktischer Nutzen kommen bei automatisierten Haustüren zusammen. Ein konstanter Abgleich von GPS-Daten wird bei der Kommunikation zwischen Tür und Smartphone genutzt. Dadurch kann eine App selbständig zum Beispiel die Haustür öffnen und wieder verschließen.

Geht man hinein, kann man ruhig alle Hände voll zu tun haben, die Tür öffnet sich, sobald man sich ihr nähert. Geht man hinaus, ohne abzuschließen, erledigt dies ebenfalls die App ganz mühelos und automatisch. Der Nutzer wird per Push-Nachricht informiert, dass er einen gewissen Abstand zur Haustür überschritten hat und diese nun geschlossen ist.

Ein letzter Teilaspekt ist die Sicherheit der Smart Home-Bewohner. Durch Sensoren können potenziell gefährliche Situation gemeldet werden. Rauchmelder sind dabei sicherlich die bekanntesten Geräte, es kann aber auch die Kohlenstoffmonoxid-Konzentration gemessen werden, ebenso wie die Konzentration von Pollen in der Luft oder anderen schädlichen Stoffen.

Automatisch kann dann entweder eine Sicherheitsmeldung abgesetzt oder gleich durch den automatischen  Fensteröffner eine vordefinierte Zeit X durchgelüftet werden.

Natürlich bringt eine derartige Automation auch immer ein gewisses Sicherheitsrisiko mit sich. Alles, was an Befehlen gesendet wird, kann natürlich unter gewissen Umständen und wenn Fachwissen und kriminelle Energie gebündelt in einer Person auftreten, selbstverständlich auch abgefangen und manipuliert werden. Wie sicher ist ein smartes Home also eigentlich?

Grundsätzlich können Attacken auf jedes einzelne der vernetzten Smart-Home-Elemente erfolgen. Automatisch öffnende Türen lassen dann Einbrecher herein, Sprachbefehle und ganze Diskussionen werden mitgehört, Kameras ermöglichen es Hackern, in die Privaträume von Personen zu schauen. Sogar Baby-Phones mit Zwei-Wege-Audio wurden bereits für üblen Blödsinn benutzt.

Birgt Smart Home Sicherheitsrisiken?

Eine cloudbasierte Sicherheitssoftware könnte allerdings Nutzungsprofile des grundsätzlichen Verhaltens des einzelnen Users anlegen und somit markante Abweichungen von Verhaltensmustern erkennen. Diese werden dann direkt als Warnmeldung aufs Handy des Verbrauchers geschickt. Diesbezügliche Apps gibt es bereits.

Wie bei vielem rund um ein Smart Home gibt es aber auch zu dieser Technik noch keine Verlässlichkeitsstudien. Es gewisses Restrisiko ist also immer vorhanden.

Abschließend müssen auch rechtliche Aspekte, die sich durch Smart-Home-Technik ergeben, beleuchtet und berücksichtigt werden. Wie sieht es zum Beispiel bei der Videoüberwachung aus? Und wer haftet, wenn das smarte Home doch mal nicht so smart ist und Personen- oder Sachschäden die Folge sind?

Wie in vielen anderen Bereichen auch mahlen die Mühlen der Justiz sehr langsam. Die plötzliche, explosionsartige Verbreitung und Nutzung des WWW Mitte der 90er ist ein gutes Beispiel dafür. Noch immer gibt es in vielen diesbezüglichen Bereichen keine Präzedenzfälle und die gleiche Unsicherheit wird sich in Sachen Smart Home höchstwahrscheinlich wiederholen. Ein paar grundlegende Erkenntnisse gibt es aber schon heute.

So dürfen Privatpersonen auch nur genau dieser Bereich per Video überwacht werden: ihre eigenen vier Wände. Gäste sollten zudem über die vorhandenen Kameras aufgeklärt werden. Das Filmen öffentlicher Bereiche ist streng untersagt.

Smart Home: Wie sieht die Rechtslage aus?

Dagegen ist die Frage, wer für einen potenziellen Schaden aufzukommen hat, der durch ein Smart-Home-Element entstanden ist, recht knifflig. Oft ist nicht mehr eindeutig nachvollziehbar, wer wann welches Gerät fehlerhaft bedient hat.

Da die smarten Geräte und Systeme auch eigenständig dazulernen, ist manchmal der Mensch überhaupt nicht mehr haftbar zu machen. In solchen Fällen bleibt uns die Judikative exakte Paragraphen und Vorschriften bislang schuldig.

Auch wenn die Heizung falsch reguliert hat und dadurch Gebäudeschäden entstehen oder der Kühlschrank 1000 statt zehn Eier nachbestellt, ist momentan noch unklar, wer für diese Verfehlungen haftbar gemacht werden kann. Das sollten alle, die ihre Wohnung oder ihr Haus smarter machen wollen, unbedingt im Vorfeld mit berücksichtigen.