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Richard Kuklinski: "The Iceman" kennt keine Gnade

Richard Kuklinski ist 13 Jahre alt, als er zum ersten Mal einen Menschen tötet. Als einer der bekanntesten Auftragsmörder in der US-Geschichte sollen noch 100 Morde in über 30 Jahren folgen. Die Opfer des "Iceman"? Immer Männer.

Richard Kuklinski: The Iceman“ kennt keine Gnade
Richard Kuklinski nach seiner Verhaftung 1986 Foto: imago images / ZUMA Press
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Richard Kuklinski: "The Iceman“ kennt keine Gnade

Heiligabend, ungefähr Ende der 70er Jahre. Richard Kuklinski fährt zwischen Essen und Bescherung zu einem Mann. Dieses Mal ist es kein Auftragsmord der Mafia. Das Opfer schuldet Kuklinski noch Geld. Deshalb muss er sterben. Der später als "The Iceman" bekannte Mörder erschießt den Mann in seinem Auto und fährt zurück nach Hause. Seine drei Kinder packen gerade ihre Geschenke aus.

Die zwei Seiten des Richard Kuklinski

Seine Familie weiß nicht, was der Hüne beruflich macht. Es fragt lieber keiner. Denn manchmal, da rastet Kuklinski aus.

Seine Frau Barbara ist mit zwei Männern verheiratet: Dem guten Richard und dem bösen Richard. "Er konnte in einem Moment der netteste, rücksichtsvollste Mann sein und im nächsten der bösartigste Hurensohn auf Gottes Erde, dessen Grausamkeit keine Gnade kennt, sagt sie in einem TV-Interview.

Der erste Mord mit 13 Jahren

In seiner eigenen Kindheit macht er traumatische Erfahrungen und erfährt Gewalt.

Geboren am 11. April 1935 in Jersey City, wächst der spätere Serienmörder mit polnisch-irischen Wurzeln in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater ist Bremser bei der Eisenbahn, seine Mutter arbeitet in einer Fleischfabrik.

Der Vater schlägt ihn regelmäßig mit einem Gürtel. Aus dem Nichts heraus stürmt er manchmal in sein Kinderzimmer und lässt seine Aggressionen an dem Sohn aus. Kuklinskis Mutter ohrfeigt ihn, manchmal schlägt sie ihr Kind mit einem Besenstiel.

In dieser brutalen Kinderwelt lernt Kuklinski, dass Gewalt die einzige Lösung ist, um nicht selber das Opfer zu sein. Er wehrt sich zum ersten Mal gegen Hänseleien von Nachbarsjungen mit einer Kleiderstange. Da ist er sechs Jahre alt. Er tötet Katzen und verlässt die Schule mit acht Jahren.

Zum ersten Mord kommt es, als er mit 13 Jahren in einer Bar in einen Streit mit einem Jungen gerät. Mit einem Billard-Queue schlägt er mehrmals auf ihn ein. Der Teenager stirbt an den Verletzungen.

Kuklinski in einem TV-Interview: "Ich hatte nicht die Absicht das zu tun. Danach war ich traurig. Mich durchfuhr aber auch eine Art Glücksgefühl. Ich merkte, dass ich die Kontrolle hatte. Und wenn die anderen es sich mit mir verderben, werde ich ihnen weh tun."

Richard Kuklinski und die Morde

Mit Anfang 20 schlittert er in die Abgründe der Mafia rein. Sein Motiv: Die Gier nach Geld. Kuklinski arbeitet für Roy DeMeo, der später Mitglied der Gambino-Familie wird. In seinem Auftrag tötet er dutzende Männer.

Für seine Jobs hat er drei Pistolen und ein Messer dabei. Nicht immer erschießt oder ersticht er sie. Manchmal mischt er Cyanide ins Essen seiner Opfer oder erwürgt sie.

Die Leichen beseitigt er auf vielfältige Weise: Kuklinksi legt seine Opfer in den Kofferraum eines Autos, das anschließend verschrottet wird, drapiert sie auf einer Parkbank, steckt die Leichenteile in eine Tonne mit Säure – oder friert sie ein.

Einige Leichen zersägt Kuklinski mit einer Kettensäge. Das sei eine dreckige Angelegenheit gewesen. "Aber ich habe überhaupt nichts gefühlt, als ich es gemacht habe. So musste es eben gemacht werden."

Familienvater und Auftragsmörder

Zwischen den Morden heiratet er 1961 Barbara Pedrici. Das Paar bekommt drei Kinder und lebt in einem Haus in Dumont, New Jersey, gehobene Mittelklasse. Manchmal fährt Kuklinski beim Abendessen oder in der Nacht ganz plötzlich irgendwohin.

Seine Frau fragt nicht, was er macht. Immer unsicher, in welcher Verfassung ihr Ehemann nach Hause kommt, ist sie froh, wenn er sie anlächelt. Dann traut sie sich zurückzulächeln. Weil sie Angst hat, dass er ihren Kindern etwas antut, verlässt Barbara Richard nicht.

"The Iceman"macht Fehler

Der Höhepunkt von Kuklinskis Karriere ist 1980. Zu dieser Zeit gilt er als weltweit gefragter Auftragskiller. Seine Spezialgebiete: Drogenhandel, Pornografie, Waffengeschäfte, Geldwäsche, Erpressung.

Doch dann wird er nachlässig. Kuklinski ermordet jeden, der ihn verpfeifen könnte - und macht Fehler beim Entsorgen der Toten. So friert er die Leiche von Louis Masgay zwei Jahre ein.

Als er sie nahe New York im September 1983 entsorgt, lässt er die Leiche nur halb auftauen, weshalb Eiskristalle in seinem Körper gefunden werden. Das zeigt den Ermittlern: Dieser Mann ist schon länger tot und lag vermutlich in einer Kühltruhe. 

Die Polizei vermutet, dass das Einfrieren seiner Opfer zum modus operandi des Täters gehört. Sie nennen den Mörder ab jetzt "The Iceman".  

Die Jagd nach Richard Kuklinski

Nach vier weiteren Leichen stellt die Polizei fest: Die letzte Person, die alle fünf Männer vor ihrem Tod gesehen haben, war Richard Kuklinski.

Dominick Polifrone, ATF Special Agent, nimmt Kontakt zu Kuklinski auf, will vermeintlich einen Auftragsmord an den bekannten Killer vergeben. Der beißt an – und plaudert aus, wie er tötet und was er mit den Leichen macht. Polifrone beschreibt ihn später als "Teufel."

Kuklinski wird gefasst und verurteilt

Am 17. Dezember 1986 sperrt die Polizei die Straße ab, in der Kuklinski wohnt. "The Iceman" sitzt in seinem Auto – und in der Falle. Der 51-Jährige wird nach über drei Jahren Suche von einer Task Force festgenommen und bekommt lebenslänglich.

Es können ihm allerdings nur fünf Morde nachgewiesen werden. Er selbst sagt, er habe ungefähr 100 Männer getötet. Der Todesstrafe entkommt Kuklinski, weil er gegen die Mafia aussagt.

Als der Richter Richard Kuklinski nach dem Motiv für die Morde fragt, sagt dieser: "Das Töten gehörte zum Geschäft." In einem Interview erklärt er: "Das Töten selbst macht mir keinen besonderen Spaß; ich genieße die Pirsch, die Planung und die Jagd mehr." Aber er sagt auch: "Ich habe den Menschen weh getan, die mir etwas bedeuten. Den einzigen Menschen, die mir etwas bedeuten."

Im Oktober 2005, nach 18 Jahren in Haft, erkrankt Richard Kuklinski am Kawasaki-Syndrom, einer Gefäßkrankheit. Er wird in den Gefängnisflügel des St. Francis Hospital in Trenton verlegt - und stirbt dort am 5. März 2006.

Filme & Bücher über „The Iceman“

Die Autoren Philip Carlo und Anthony Bruno haben zwei Bücher über Richard Kuklinski geschrieben, basierend auf dutzenden Stunden Interviews mit dem Auftragsmörder.

Außerdem gibt es zwei HBO-Dokumentation über Kuklinski sowie den Film "The Iceman" mit Michael Shannon in der Hauptrolle und Winona Ryder, die seine Frau spielt.

Hinweis: Der Text basiert auf dem Buch "Ice Man: Bekenntnisse eines Mafia-Killers" von Philipp Carlo, dem Buch "Der Iceman - Die Jagd auf Amerikas brutalsten Killer von Anthony Bruno, der Spiegel-Doku: "Richard Kuklinski - Der Mafia Killer sowie einem Artikel der New York Times.

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