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Triage – Was ist das eigentlich?

Ein französisches Wort macht zurzeit die Runde. Es hört sich harmlos an, steht aber für unsägliches Grauen. Was genau versteht man unter einer "Triage"?

Sanitäter tragen einen Verletzten
Zugunglück bei Eschede - wen behandeln, wen sterben lassen? Foto: imago images / localpic
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Begriffsdefinition

Offiziell leitet sich der Begriff "Triage" vom französischen "trier" ab‚ was so viel wie "sortieren", "aussuchen" oder "auslesen" bedeutet.

Eine Triage bezieht sich immer auf die "Priorisierung medizinischer Hilfeleistung" und bedeutet damit, dass Ärzte in einer großen Notsituation entscheiden müssen, wer behandelt wird und damit eine Überlebenschance hat und wer nicht mehr versorgt werden kann und deshalb wahrscheinlich sterben wird.

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Moralisches Dilemma

Das Wort Triage ward lange nicht mehr gehört im allgemeinen Menschheitsgemurmel. Und das ist gut so, steht es doch wie gesagt für unsägliches Grauen und ein moralisches Dilemma, das auf die schlichte aber grauenhaften Frage hinausläuft: Wen rette ich und wen lasse ich sterben?

Zum ersten Mal in moderner Zeit mussten sich diese grausame Frage die Sanitäter im ersten Weltkrieg stellen, als ihre Feldlazarette durch die schiere Anzahl schwer- und schwerstverletzter Soldaten kollabierten.

Umkehrung der Priorisierung

Passiert irgendwo ein Unglück, werden normalerweise – ganz gleich, ob in Feldlazaretten oder in modernen Krankenhäusern – die weniger schwer Verletzten nachrangig behandelt, um zunächst die Leben der Schwerstverletzten zu retten.

Da die Ressourcen an Ärzten und benötigtem Material aber logischerweise endlich sind, kann es passieren, dass mehr Notfälle auftreten, als behandelt werden können. Dann müssen Ärzte entscheiden, wer noch gerettet wird und wer, so hart es klingt, ohnehin nur eine sehr geringe Überlebenschance hat.

Historische Beispiele

Bekannte Fälle sind Verdun, wo im Ersten Weltkrieg über lange Zeit ein grausamer Stellungskrieg wütete, oder Pearl Harbour im Zweiten Weltkrieg, als Krankenschwestern die verletzten Matrosen in Verwundungskategorien einteilten und ihnen auf dem Krankenhaus-Vorplatz mit Lippenstift Zeichen auf die Stirn malten, die darüber entschieden, wer noch behandelt wird und wer nicht.

Im 21. Jahrhundert sei der 11. September 2001 genannt, als in den USA 3.000 Menschen durch islamistische Terror-Angriffe umkamen und viele schwer verletzt wurden. Oder eben die jetzige Corona-Pandemie.

Triage in Zeiten von Corona

Als das Virus sich seinen Weg von China nach Europa bahnte, war zunächst Italien besonders betroffen. Im Fernsehen sah man Militärtransporter, die tausende Tote zu Krematorien transportierten.

Im Krankenhaus hatten die Ärzte durch die Wucht den Pandemie schon nach kurzer Zeit eine Triage-Situation, in der sie entscheiden mussten, wer von den Patienten noch eines der raren Intensivbetten mit Beatmungsgerät erhielt.

Wer keins mehr erhielt, starb. Das ist die Triage.