Glamping oder die neue Freiheit auf Rädern

Was genau verbirgt sich hinter Glamping? Wir haben uns mit einem Fachmann darüber unterhalten und gelernt, dass es um weit mehr als nur Luxus gehen kann.

Tausche Bratwurst gegen Lachs, Kofferradio gegen Smart-TV, Feinripp gegen Funktionsjacke und Bundesliga-Übertragung gegen Wiener Philharmoniker. Camping als Freizeitvergnügen, seit den 50ern als kulturelle Revolution in unseren Köpfen unterwegs, verändert sich, angereichert durch Technik und vor allem neue Ansprüche.

Wo einst der Camper oder Wohnwagen bepackt mit dem zweiten Hausstand zum nächsten Campingplatz chauffiert oder gezogen wurde, wundert sich seit ein paar Jahren der eine oder andere Platzwart über die Fragen nach WLAN, Wohnmobile mit mehr Raum als so manche Dreizimmerwohnung, Quads, die aus dem Bauch des Campers rollen, und eine Dachterrasse, die man lieber Rooftop nennen will.

Frank Heinrichsen, Marketingchef bei Hymer, einem der renommiertesten Hersteller hochwertiger Wohnmobile, beobachtet seit Jahren die Entwicklung zu einer neuen Form des Campings: "Ich denke, das Schöne an Glamping ist, dass man sich nicht mehr zwischen dem einen oder dem anderen entscheiden muss. Camping stand ja lange Zeit für eine recht einfache Urlaubsform. Wer Urlaub in der Natur machen wollte, musste auf Luxus verzichten. Der aktuelle Trend hin zum Glamping bringt die Wünsche nach Komfort und Autarkie zusammen. Eine warme Dusche, ein bequemes Bett und ein gefüllter Kühlschrank bilden keinen Gegensatz zum abgelegenen Naturerlebnis mehr.

Eine Mischung, bei der immer mehr Menschen den idealen Ausgleich zu einem sonst stressigen Alltag finden. Ebenso gehört das Image des spießigen Campingplatzes längst der Vergangenheit an, denn auf dem Fünf-Sterne-Platz lässt sich Privatsphäre im eigenen Zelt oder Fahrzeug mit Annehmlichkeiten wie Designsanitäranlagen, einem Spa- und Wellnessbereich oder anspruchsvoller Gastronomie ideal verbinden. Und auch abseits von Campingplätzen gibt es spannende Stellplatzmöglichkeiten – etwa an Golfplätzen oder Weingütern. Ob der Schwerpunkt dann auf Glamour oder Camping liegt, entscheidet man am besten selbst. Beides ist möglich.“

Es geht also um mehr, um echte Unabhängigkeit. Wo klassisches Camping mit einem Stellplatz am stets selben Ort so normal war wie die morgendliche Dusche in einem schlecht gekachelten Raum – inklusive Zeitschaltuhr –, wandelt sich gerade einiges. Es entstehen neue Orte und vor allem neue Möglichkeiten. Auch weil Hersteller wie Hymer neue Fahrzeugkonzepte anbieten, mit denen man abseits ausgetretener Pfade unterwegs sein kann. Das Thema Allrad und eine Ausstattung, die echte Autarkie bietet, spielen eine Rolle.

Zehn Tage abseits von Strom- und Wasseranschlüssen. Auch das ist Glamping. Und es geht noch weiter. Für Frank Heinrichsen ist das Wohnmobil der Zukunft genau auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden zugeschnitten. Selbst bei der Produktion werden modernste Techniken verwendet: "Für die Entwicklung unseres Konzeptfahrzeugs VisionVenture haben wir uns beispielsweise von den Selbstausbauten der sehr aktiven #Vanlife-Community inspirieren lassen. In Zusammenarbeit mit der BASF ist daraus unsere Antwort auf die Frage entstanden, wie mobiles Reisen im Jahr 2025 aussehen wird. Ein visionäres Fahrzeug mit modernsten Materialien: im 3D-Druckverfahren hergestellte Karosserieteile, Infrarotstrahlen reflektierender Lack, Dach- und Heckterrasse mit Barbecuestation sowie ein sich selbst aufblasendes, klimatisierendes Schlafdach.“

Den neuen, sehr hohen Ansprüchen der Glamping-Gemeinde folgen nicht nur Wohnmobilhersteller. Immer mehr Glamping-Plätze werden eröffnet. Fünf Sterne für ein Wellnesserlebnis der besonderen Art. Das Camping Resort Zugspitze zum Beispiel lockt nicht nur mit ausgedehnten Wellness-Spa-Welten: Sauna-Fitness, eine Nacht im Schlaffass oder in der Berghütte – auf dass der Mensch seine Sinne nicht nur im Rausch des Glamours verwöhnt, sondern auch die Lust auf Reduktion nicht vergisst.

Denn auch das zeichnet Glamping aus: die Flexibilität und die Auswahl an Möglichkeiten. Frank Heinrichsen sieht sogar einen Link zwischen Freizeit und Job: „Wir nehmen aktuell ­verstärkt wahr, dass die Grenzen zwischen privatem Urlaub und Beruflichem verschwimmen. Sicherlich befeuert durch die Pandemie, hat in vielen Unternehmen ein Umdenken stattgefunden. Arbeitnehmer waren selten so unabhängig, was ihren Arbeitsort angeht. Warum nicht den eigenen Camper-Van oder das Reisemobil nehmen und remote vom Strand, See oder aus den Bergen arbeiten? Mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten wird sich künftig noch stärker etablieren und Workation oder Bleisure Travel vom Campingplatz aus bieten ideale Möglichkeiten, im Arbeitsalltag den Kopf frei zu bekommen und gleichzeitig Pflicht mit Vergnügen zu verbinden.“

Das Bild des Glamping-Nomaden in seinem rollenden Homeoffice, natürlich ausgestattet mit allem, was ein Smart Home bieten muss. Hymer zum Beispiel ist beim Thema Konnektivität, Fahrassistenz und allem, was ein Wohnmobil der jüngsten Generation auszeichnet, ganz vorn dabei: "Wir legen bei unseren Fahrzeugen sowohl in Sachen Aufbau und Design als auch Technik und Fahrwerk großes Augenmerk auf hochwertige Elemente und Komponenten. Unsere langjährige Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz ermöglicht es uns beispielsweise, auf dem Sprinter aufzubauen, was unter anderem durch die zahlreichen integrierten Fahrassistenzsysteme ein hohes Maß an Fahrkomfort und Sicherheit garantiert. Im Inneren spielen Raumgefühl und Wohnkomfort die entscheidende Rolle, was wir durch ein stimmiges Raumdesign, hochwertige Materialien oder ein smartes Lichtkonzept unterstützen.

Je nach Modell – etwa bei unserer B-Klasse MasterLine – sind sogar Queensize-Bett, Salonbad und geräumige Küche mit an Bord. Mobiles Reisen wird dank unserer Hymer Connect App außerdem bei ausgewählten Modellen noch bequemer, vernetzter und digitaler. Mit unserem smarten Ökosystem vereinen wir die Steuerung zahlreicher Fahrzeugkomponenten sowie die Anzeige von Fahrzeuginformationen in einer einzigen digitalen Plattform. Die Hymer Connect App ist in Verbindung mit einer zentralen Steuereinheit im Fahrzeug die derzeit branchenweit erste Konnektivitätslösung ihrer Art für das vernetzte Reisemobil.

Bei der Rückkehr vom Ausflug in die nächste Stadt schon mal die Heizung oder Klimaanlage aktivieren, die SAT-Anlage ausfahren und die Beleuchtung einschalten: Mit nur wenigen Klicks lässt sich über die Hymer Connect App die ideale Wohlfühlatmosphäre an Bord schaffen. Hier ist jedoch noch nicht Schluss, denn nach und nach werden wir die App um weitere smarte Funktionen wie standortbasierte Services und erweiterte Campingdienstleistungen ergänzen, um mobiles Reisen noch komfortabler zu machen.“

Wir fassen zusammen und erkennen, dass Glamping das klassische Camping weder verdrängt noch ersetzt. Für Frank Heinrichsen ist Glamping ein Trend, der nicht zwangsläufig zur Massenbewegung werden soll. Es geht um eine Ausprägung, eine Idee, die vor allem jüngeren Menschen die Themen Freizeit, Natur und Unabhängigkeit näherbringen kann und wird. Auf jeden Fall ist Glamping kein Luxus à la Wohnwagen­gardine mit Goldkante. Es geht vielmehr um erweiterte Flexibilität, modernste Technik und vor allem Qualität. 

*Text: Ralf Bernert