Prachtbau der Antike

Die Geheimnisse des Kolosseums

Es war das Herz des Römischen Imperiums, ein Ort voller Staunen und Schrecken: das Kolosseum. Noch immer entdecken Historiker bislang unbekannte, spannende Fakten seiner Geschichte.

Das Kolloseum ist seit 2.000 Jahren das Wahrzeichen von Rom
Das Kolloseum ist seit 2.000 Jahren das Wahrzeichen von Rom Foto: iStock / Givaga
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Die Geheimnisse des Kolosseums

Der zehntausendfache Schrei des Entsetzens war noch weit jenseits der Stadtgrenzen zu hören. Plötzlich war ein Mann in der Arena aufgetaucht. 60.000 Menschen im Stadion trauten ihren Augen nicht: Der Gladiator war niemand anderer als Commodus, der Kaiser Roms.

Im Nu wurde er von Gladiatoren umringt. Er kämpfte wie ein Löwe – und verschwand auf einen Schlag wie ein Geist im Erdboden, unerreichbar für seine Gegner.

Ein Kaiser als Gladiator, der sich in Luft auflöst? Ein Wunder, das nur an einem Ort im Römischen Imperium stattfinden konnte: im Kolosseum Roms, der "römischen Pyramide". Seit seiner Fertigstellung um 80 n. Chr. trotzt das Bauwerk Kriegen und Erdbeben.

Gigantische Mengen Stein wurden ihm geraubt, vier Kirchen und zwei Straßen daraus erbaut. Doch noch immer ragt das Kolosseum rund 50 Meter empor. Ein Monument der Ewigkeit.

Wo in Rom das Leben Pulsierte

In seiner Bauphase muss das Kolosseum den Römern verhasst gewesen sein. Aus 100.000 Kubikmetern Stein und gigantischen Mengen Ziegel gebaut, führte es zu akutem Wohnungsmangel.

Die Preise für Baumaterialien, Fuhrwerke und Handwerker müssen ins Unermessliche gestiegen sein. Vermutlich konnten sich nur noch Roms Multimillionäre Neubauten leisten. Bis heute gilt das Kolosseum als teuerster Stadionbau der Welt.

Umgerechnet rund 70.000 Euro kostete ein einziger Sitzplatz. Zum Vergleich: Die Allianz-Arena in München ist mit rund 5.000 Euro pro Sitz ungleich billiger. Doch schon bald änderte sich der Ruf des Kolosseums.

Mit sündhaft teuren Shows erkauften sich die Mächtigen die Gunst des Volkes. Die Darbietungen waren so beliebt, dass man Einschränkungen einführte: Frauen durften beispielsweise keine Athletenkämpfe besuchen. Der Eintritt war prinzipiell frei. Doch wie so oft zahlten die Bürger am Ende doch die Zeche.

Wie man im Kolloseum einen Kaiser verschwinden lässt

Kaiser Vespasian führte eine Latrinensteuer ein, um die horrenden Baukosten wieder einzutreiben und erfand dazu den Spruch "Geld stinkt nicht". Das Kolosseum wurde ein Tempel bautechnischer Innovationen.

Die Römer waren die Ersten, die einen Baustoff verwendeten, ohne den heute kein Haus mehr gebaut wird: Beton. Und sie fanden heraus, dass man Felsquader mit Metallstiften zu riesigen Bögen zusammenfügen kann.

Archäologen rekonstruierten auch die Bühnentechnik des Kolosseums und stellten fest, dass heutige Theaterbühnen nach dem gleichen Prinzip funktionieren.

Nur dass damals mehrere hundert Sklaven schufteten, um blitzschnell Menschen, Tiere und Geräte nach oben oder unten zu transportieren – oder um Kaiser verschwinden zu lassen. Den Römern erschien das wie Zauberei.

Und dieArchitektur des Kolosseums würde auch heutigen Sicherheitsstandards entsprechen. In maximal zehn Minuten konnten alle Zuschauer das Gebäude verlassen.

Erdbeben und Brände haben dem Kolosseum zugesetzt, doch diese hat es genauso überstanden wie den jahrhundertelangen Missbrauch als Steinbruch.