Gaslighting: Das steckt hinter der schrecklichen Masche
Gaslighting in einer Beziehung ist die vorsätzliche Manipulation des Partners, um ihn zum Verzweifeln zu bringen. Wie du Gaslighting erkennst, erklärt Eric Hegmann, Paarberater und Parship-Coach.
Streng genommen ist jeder Versuch, den Partner verändern zu wollen, bereits manipulativ. Doch manche Veränderungen sind ja durchaus positiv und wenn sie von beiden Partnern getragen werden, auch sinnvoll. Gaslighting dagegen ist Manipulation im Geheimen, aus Vorsatz und reinem Egoismus.
Gaslighting - Was ist das eigentlich?
- "Gaslight" ist der Titel eines Theaterstückes, in dem ein Mann seine Ehefrau in den Wahnsinn treiben möchte, um an ihr Erbe zu kommen. Berühmt wurde es vor allem durch die Verfilmung mit Ingrid Bergman als Opfer eines manipulativen Partners.
- Die Idee, durch bewusste Täuschung einen Unschuldigen in die Verzweiflung und in den Wahnsinn zu treiben, wurde danach immer wieder aufgegriffen und zu einem eigenen Genre.
- Heute bezeichnet Gaslighting als Verhaltensweise die vorsätzliche Täuschung eines Partners, um ihn an der eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen.
- Gaslighting ist eine Form von psychischer Gewalt und Missbrauch. Opfer von Gaslighting benötigen meist therapeutische Behandlung, um die traumatischen Erfahrungen verarbeiten zu können.
Woran erkenne ich, dass ich ein Opfer von Gaslighting bin?
Im Theaterstück und im Film versucht der Täter, seine Ehefrau an ihrem Verstand zweifeln zu lassen. Er versteckt beispielsweise eine Brosche und behauptet, sie hätte diese verlegt. Auch sorgt er dafür, dass die Titel gebenden Gaslichter unvermittelt flackern und ihr Angst machen. Als sie ihm ihre Sorgen berichtet, behauptet er, sie würde sich das nur einbilden. Immer wieder verdreht er ihr die Worte im Mund, immer überzeugt er sie, dass sie an allen Problemen allein die Schuld trage. Irgendwann weiß sie nicht mehr, wem und was sie glauben kann und erleidet einen Nervenzusammenbruch.
Viele Opfer halten sich für verrückt
Wenn Experten von Gaslighting in Beziehungen sprechen, dann ist damit eine dysfunktionale Beziehung gemeint, in der ein oft narzisstischer und sadistischer Partner versucht, durch Manipulationen den anderen in einer emotionalen Abhängigkeit zu halten. Es geht um Macht und Kontrolle, oft aus der Furcht heraus, verlassen zu werden.
Solche Täter zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich keine Grenzen aufzeigen lassen. Kommt es zum Konflikt, reagieren sie wütend, gekränkt und oft auch gewalttätig. Sie sind sehr geschickt, die Schuld zurückzuspielen – meist so geschickt, dass das Opfer sich selbst die Schuld für den Konflikt gibt.
Gegen solch einen manipulativen Partner haben vor allem zuvor in anderen Beziehungen verletzte Opfer nichts entgegenzusetzen. Wer erst einmal sich selbst und seiner Wahrnehmung nicht mehr vertrauen kann, ist dann dem Täter hilflos ausgeliefert. Viele Opfer halten sich für verrückt und leiden unter schweren Depressionen.
Wie komme ich aus so einer kranken Beziehung raus?
Der erste Schritt ist das Erkennen der Situation. Das ist aber auch ein sehr schwieriger Schritt. Oft kann der Täter nämlich den Freundeskreis überzeugen, dass er das Opfer sei.
Während also der Manipulierte an allem zweifelt, was ihm vorher noch real und richtig erschien, wendet sich sein soziales Netz ebenfalls ab. Die Folge: Das Opfer ist dem Täter nun allein und ohne Hilfe ausgeliefert. Häufig kann das Opfer nun am Alltag nicht mehr teilnehmen, also auch die tägliche Arbeit nicht mehr bewältigen.
Wie kann ich mich vor Gaslighting schützen?
Was in einer solchen Situation noch helfen kann: Kontaktsperre und Kontaktabbruch sind die ersten Maßnahmen, begleitet durch professionelle Unterstützung. Langsam wird dann der zerstörte Selbstwert wieder gestärkt und aufgebaut, bis das Opfer stark genug ist, den Alltag zu bestehen. Gaslighting ist Missbrauch.
Das Besondere an Gaslighting ist, dass die Opfer lange nicht bemerken, dass sie manipuliert werden.
- Der beste Schutz ist wohl ein starkes Selbstbewusstsein, dass sich gegen Manipulation wehren kann und aufmerksame Freunde oder Familienmitglieder, die Sorgen und Ängste ernst nehmen.
- Hierzu gehört Kommunikation über Veränderungen, Achtsamkeit auf veränderte Verhaltensweisen, sodass Manipulationen früh als solche enttarnt werden können. Schon kleine Verdachtsmomente können entscheidend sein.
- Wer zuvor stark und selbstbewusst war und sich plötzlich als schwach und ängstlich erlebt, sollte den Veränderungen auf den Grund gehen.
Dahinter muss nicht ein Machtspiel, Missbrauch oder Manipulation stecken, doch gut auf sich selbst hören und gegebenenfalls den Rat von Spezialisten wie einem Therapeuten einholen, kann eine Abhängigkeit aufdecken und schließlich beenden.