Wie viele Terrorstaaten haben die USA erschaffen?
Die USA haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht immer mit Ruhm bekleckert. So kennt die Geschichte viele Beispiele von Verschwörungstheorien, die später zu historischen Fakten wurden – etwa die vielen Putschversuche, die allein die USA planten und ausführten.

Es ist alles andere als eine unbezwingbare Streitmacht, die am 15. Juni 1954 um 8:20 Uhr die Grenze überschreitet. Rund 480 Söldner wollen Guatemala erobern, ein Land mit drei Millionen Einwohnern. Was nach einem Himmelfahrtskommando aussieht, dauert am Ende nur wenige Tage.
Denn nur scheinbar fällt hier eine kleine Rebellentruppe ins Land ein – in Wahrheit steht hinter dem Angriff die USA: Die mächtigste Demokratie der Erde hat dem mit 65 Prozent der Stimmen gewähltem Präsidenten Jacobo Árbenz einen geheimen Krieg erklärt. Doch warum? Wegen Erdöl oder "Sicherheitsbedenken"? Weit gefehlt – es geht um Bananen.
Um die wahre Schlagkraft der militärisch hoffnungslos unterlegenen Söldnertruppe zu verschleiern, organisiert die 1947 gegründete CIA einen in der Geschichte beispiellosen Kampf mit psychologischen Waffen: massive Propaganda mit per Flugzeug abgeworfenen Flugblättern oder mobilem Radiosender bei gleichzeitiger Sabotage der offiziellen Medien.
Eine Handvoll getarnter US-amerikanischer Flugzeuge wirft trotz Gegenwehr Bomben auf symbolträchtige Plätze, die sofort Panik auslösen. Der ominösen "Befreiungsarmee" gelingt ein Coup: Sie macht dem Militär weis, dass es diesen Kampf nicht gewinnen kann.
Árbenz muss abtreten und flieht. Das Land versinkt in einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg mit 200.000 Toten und wird zum Stützpunkt wechselnder Diktatoren und Drogenkartelle – aber die CIA interveniert nie wieder in Guatemala. Warum also einen Staatstreich wegen Bananen?
Árbenz hat 530 Quadratkilometer Land (gut die Fläche West-Berlins) an Kleinbauern verteilt und dem US-amerikanischen Eigentümer United Fruit Company (UFC, heute Chiquita) dafür eine viel zu niedrige Entschädigung gezahlt – die sich aber am von der UFC in der Steuererklärung selbst bezifferten Wert der Grundstücke orientierte.
Wie viele Terrorstaaten haben die USA erschaffen?
Damit verloren US-Außenminister John Foster Dulles und sein Bruder, CIA-Direktor Allen Dulles, eine Menge Geld. Beide stehen auf der Gehaltsliste des mächtigen Konzerns, letzterer sitzt sogar im Vorstand. Und so nimmt die Legende einer kommunistischen Verschwörung ihren Lauf, mit der der Putsch intern gerechtfertigt wird.
Guatemala ist kein Einzelfall. Ob Chile, Kongo, Iran oder Brasilien: In rund zwei Dutzend Ländern der Erde betreiben oder unterstützen die USA Umstürze der Regierung, in noch mehr Staaten halten sie selbst gewissenlose Verbrecher an der Macht.
"Er mag ein Dreckskerl sein, aber er ist unser Dreckskerl", mit diesen Worten soll schon Präsident Franklin D. Roosevelt vor 70 Jahren die Kumpanei mit Diktatoren rechtfertigt haben. Übersetzt: Staatlicher Terror ist okay, solange er nicht unter dem Etikett Kommunismus geschieht und den Zugang zu Ressourcen oder Verkehrswegen behindert.
Wer das hinterfragt, macht sich als Vaterlandsverräter verdächtig. "Das Problem dieser Politik: Sie steht nicht nur im starken Gegensatz zur offiziellen Sprachregelung der jeweiligen US-Regierung", erklärt Robert Funk von der University of Chile. "Sie ist zudem nur kurz gedacht: Bis heute hasst die Bevölkerung die Freunde der Diktatoren."
Nur wegen einiger erfolgreicher Klagen US-amerikanischer Aktivisten auf Aktenfreigabe kennen wir heute viele dieser Details. "Das meiste in den Akten ist nicht sehr schmeichelhaft", gibt der ehemalige CIA-Direktor Michael Hayden zu.
"Doch das ist nun einmal die Geschichte der CIA." Dürfen wir heute also nach dem gesamten Ausmaß der Verbrechen fragen? Nein. Etwa 99 Prozent der Akten allein zu Guatemala sind noch immer geheim.
ARD Doku über geheime Kommandoaktionen der USA