Corona-Update

Trotz Herdenimmunität: Massen-Reinfektionen in Millionenmetropole

Die Herdenimmunität gilt vielen Corona-Experten als Heiliger Gral hinsichtlich einer Rückkehr zur Normalität in Zeiten der Pandemie. Diese These hat nun einen Dämpfer bekommen.

Manaus
Manaus (Brasilien) Foto: iStock / Daniel Figueiredo

Massen-Reinfektionen in Manaus

Die brasilianische Millionenmetropole Manaus liegt abgelegen im Amazonasgebiet. Zugleich gilt Manaus als Epizentrum der Corona-Pandemie in Brasilien. Das örtliche Gesundheitssystem ist bereits vor einiger Zeit kollabiert.

Nun scheint es, als könnte Manaus zugleich sinnbildlich für eine Neubewertung der Folgen von der viel beschworenen Herdenimmunität stehen.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Was lief in Manaus schief?

Nach einer Studie waren in Manaus bereits vor Monaten 76 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Das hat allerdings nicht verhindert, dass die Amazonas-Metropole aktuell von einer Reinfektionswelle heimgesucht wird.

Grundsätzlich gehen Wissenschaftler schon ab etwa 67 Prozent von Herdenimmunität aus. Doch was lief dann in Manaus schief? Fest steht, dass sich das Virus seit Dezember 2020 erneut mit voller Wucht ausbreitet, mit Tausenden von Neuinfektionen sowie vielen Toten täglich.

Dramatische Zustände, die der Virologe Friedemann Weber von der Uni Gießen versucht gegenüber dem Focus zu erklären: "Man hat sich in Sicherheit gewogen, leider ein bisschen zu sehr."

Zwei Faktoren macht er für die tragische Entwicklung verantwortlich:

  1. Es gab vermutlich nie eine Herdenimmunität in Manaus, so Weber. Zwar hätten Studien bei mehr als 70 Prozent der Einwohner Antikörper nachgewiesen, was jedoch noch nicht direkt mit einer Herdenimmunität gleichzusetzen sei.

  2. "Höchstwahrscheinlich liegt es aber daran, dass die Infektionen bei vielen so schwach waren, dass sie auch keine starke Immunität aufgebaut haben", so Weber.

Brasilien eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder

Nach Weber gilt die Faustregel: Je heftiger die Symptome, desto belastbarer auch die Immunantwort. Oder umgekehrt: Wer nur leichte Symptome hatte, kann sich erneut leichter infizieren, allein weil nicht genügend Antikörper gebildet wurden.

Brasilien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder der Welt. Seit Ausbruch sind in dem südamerikanischen Land über 225.000 Menschen an oder mit dem Virus gestorben.