Live im TV: Intensivpfleger zerstört Spahn
Eigentlich sollte Pfleger Ricardo Lange zeigen, wie prekär die Corona-Lage in den Krankenhäusern ist – was er auch getan hat. Doch zusätzlich verpasste er seinem Gastgeber Jens Spahn eine gehörige Tracht Realität.

Gesundheitsminister hält wöchentlich eine auch im TV ausgestrahlte Pressekonferenz ab, in der er über die Corona-Lange informiert. Zu dieser Konferenz lädt er auch gelegentlich Gäste ein. Diesmal war der Berliner Intensivpfleger Ricardo Lange an Spahns Seite. Und dieser hatte einiges zu erzählen ...
Intensivpfleger trifft auf Gesundheitsminster
Der Kontakt der beiden begann, nachdem sich Lange bei dem Bundesgesundheitsminister meldete und sich im Rahmen der Aktion #allesdichtmachen dafür stark machte, die Debatte vor allem auf die angespannte Lage in den Intensivstationen zu lenken.
Bei der Pressekonferenz pflichtete Spahn dem Pfleger bei und musste sich im nächsten Augenblick eine Schilderung des Arbeitsalltags in einer Intensivstation anhören.
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Alltag auf der Intensivstation
Alle Mitarbeiter auf der Intensivstation seien am Limit, erzählte der 39-jährige Pfleger. Ganz gleich ob Pfleger, Ärzte oder Reinigungskräfte – die physischen, aber auch psychischen Belastungen hätten im vergangenen Jahr stark zugenommen.
Er berichtete von Corona-Patienten, die bei ihrer Einlieferung wach und ansprechbar sind, dann aber nach wenige Stunden versterben. Er erzählte von Patienten, die teils monatelang auf der Intensivstation liegen – und es dennoch nicht schaffen. Er erinnerte sich an Familienmitglieder, die ihre sterbenden Nächsten nur in voller Schutzmontur verabschieden konnten, ohne Körperkontakt, ohne echte Nähe.
Akuter Personalmangel
Dann holte Lange aus und machte auf das wirkliche Problem aufmerksam: den Personalmangel.
Für die Pandemie könne niemand etwas, Betten seien oftmals genügend vorhaben. Was es aber nicht gäbe, seien Pfleger, die sich um eingelieferte Patienten kümmern könnten.
"Hätte man vor drei oder vier Jahren gehandelt, dann hätten wir heute eine deutlich entspanntere Situation, weil viel mehr Betten belegt und betreut werden könnten", sagte Ricardo Lange.
Spahn rechtfertigte sich damit, dass in den vergangenen Jahren viel gemacht worden sei. So zählte er Tariferhöhungen auf, die Reform der Ausbildung sowie eine Personaluntergrenze auf den Stationen.
Es herrsche offenbar eine komplett unterschiedliche Wahrnehmung der Situation, das gestand auch Spahn ein. Während man in der Politik das Gefühl habe, "aus allen Rohren" gegen den Pflegenotstand vorzugehen, scheint es für Personen vor Ort "nur der Tropfen auf dem heißen Stein" zu sein.