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Oberneger, Mohrdorf & Co.: Deutschland streitet über Ortsnamen

Im Zuge der "Black Lives Matter"-Bewegung geraten auch einige deutsche Ortsnamen in den kritischen Fokus.

Ortsschild von Oberneger
Ortsschild von Oberneger Foto: imago images / blickwinkel

Obwohl teilweise schon Jahrhunderte alt, geraten diverse Ortsnamen in Deutschland in Verruf, weil eine rassistische Lesart der Ortsbezeichnungen gegeben ist. Da nützt dann auch die lange Tradition nichts.

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Deutschland streitet über Ortsnamen

Bestes Beispiel ist ein idyllischer 400-Seelen-Ort im Sauerland, der Neger heißt. Er liegt im Negertal und ist in die Stadtteile Unterneger, Mittelneger und Oberneger unterteilt.

Niemand unterstellt den Bewohnern eine nationalsozialistische Gesinnung, trotzdem gibt der Berliner Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch zu bedenken: "Das N-Wort ist extrem herabwürdigend, es ist in der deutschen Sprache eines der als am schlimmsten diskriminierend empfundenen Worte überhaupt. Man kann den Ortsbewohnern nicht vorwerfen, dass sie in dem Ort leben, der so heißt. Aber man kann ihnen einen Perspektivwechsel abverlangen."

Oberneger, Mohrdorf & Co.

Dabei gehe es aber auch gar nicht in erster Linie um die Gesinnung der Bewohner, sondern darum, wie verletzend ein solcher Ortsname für andere sein könnte, so Stefanowitsch.

Der Ort Neger gehört zu Olpe und dessen Bürgermeister Peter Weber hat sich zu der aufkommenden Diskussion ebenfalls geäußert: "Nach dem Tod von George Floyd am 25. Mai 2020 in Minneapolis und den darauffolgenden Protesten gingen hier einige Schreiben ein, in denen die Umbenennung des Dorfes Neger gefordert wurde. Selbstverständlich hat die Namensgebung keinen rassistischen Hintergrund. Der Ortsname wird auch nicht in dieser Hinsicht gebraucht – oder besser gesagt missbraucht."

Kurzum: Weber will den Ortsnamen nicht ändern.

Auch andere deutsche Ortschaften wie Mohrkirch, Negernbötel oder Groß Mohrdorf stehen nach dem Mord an dem Afroamerikaner George Floyd von weißen Polizisten im Mai 2020 in Minneapolis unter Druck.

Rein etymologisch kann für den Ort im Sauerland zumindest Entwarnung gegeben werden, wie Namensforscher versichern. Gebildet sei das Wort aus dem nicht eindeutig herzuleitenden Wortstamm "Nag-" – die Forschung sieht in diesem Fall keine Ableitung vom lateinischen Wort "niger".

Stefanowitsch hält dem allerdings entgegen, dass die Herkunft eines Namens gegenüber der heutigen Bedeutung nur eine untergeordnete Rolle spielen würde.

Sein Vorschlag: Umbenennung des Ortes in "Nager".