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Mallorca: Prostitutionselend wegen Corona außer Kontrolle

Auf der beliebten spanischen Urlaubsinsel Mallorca treibt die Corona-Krise immer mehr Frauen in die Armut. Aus Verzweiflung gehen viele von ihnen auf den Strich.

Prostituierte lehnt sich an Autofenster
Auf Mallorca treibt die Corona-Krise immer mehr Frauen in die Prostitution (Symbolbild) Foto: iStock / microgen

Elendsprostitution auf Mallorca

Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise sind auf der beliebten spanischen Urlaubsinsel Mallorca dramatisch. Eine besonders schlimme Entwicklung ist der Anstieg der Elendsprostitution.

Weil viele Frauen aufgrund von geschlossenen Bars und Restaurants ihre Jobs als Kellnerin oder Putzfrau verloren haben, gehen sie aus Verzweiflung auf den Strich, berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland.

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"Kompletter Dienst" für 15 €

"Für viele ist die Rückkehr oder der Eintritt in die Prostitution der einzige Weg, um ihre Familien zu versorgen", so Inmaculada Mas Nadal und Rafa Campos von der Organisation Ärzte der Welt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Im vergangenen Jahr habe man 1.168 Menschen betreut, die auf den Balearen der Prostitution nachgingen. 439 davon waren "Neulinge". Dabei sorgt die wachsende Konkurrenz dafür, dass die Preise für sexuelle Dienstleistungen immer weiter sinken.

Im Zentrum Palmas wird der "komplette Dienst" teilweise für 15 Euro angeboten, erzählt Jaume Perelló von der gemeinnützigen Organisation Casal Petit. So kommen zahlreiche Frauen trotz täglicher Zwölf-Stunden-Schichten auf nicht mehr als rund 100 Euro Einnahmen pro Woche.

Zwei Drittel der Betroffenen haben Familie

Auch Sex ohne Verhütung werde mittlerweile häufig akzeptiert, um überhaupt Geld zu verdienen. Die Zuhälter würden die extreme Notlage der Frauen dabei schamlos ausnutzen und erheblichen Druck ausüben.

Zwei Drittel der von der Organisation Ärzte der Welt betreuten Betroffenen hätten eine Familie zu versorgen. Wiederum 80 Prozent davon seien alleinerziehende Mütter, die meisten aus Ländern wie Kolumbien, Rumänien und Marokko eingewandert.

Aber auch Mallorquinerinnen, die Jobs ohne Arbeitsvertrag ausgeübt und deshalb kein Recht auf Kurzarbeits- oder Arbeitslosengeld haben, sehen immer öfter keine Alternative zur Prostitution.

Insgesamt hat sich die Anzahl der Menschen, die auf Mallorca in extremer Armut leben, laut einer Studie der Universität der Balearen innerhalb eines Jahres auf 34.000 verdoppelt. Die Anzahl der Touristen fiel 2020 dagegen um knapp 90 Prozent.