Holocaust-Leugner und der Versuch, die Wahrheit zu vertuschen
Rufmord, Propaganda, Verleumdung: Immer wenn Mächtige ihre Ziele erreichen wollen, ist die Wahrheit das erste Opfer. Oft werden diese Lügenschnell enttarnt. Doch es gibt auch welche, die bleiben Jahrhunderte bestehen – und verändern den Lauf der Welt, so auch der Versuch, den Holocaust zu leugnen.

Die Gefahr der Holocaust-Leugnung
"Hier sind 1000 Dollar. Die soll derjenige bekommen, der mir einen Beweis für den Holocaust erbringt." Es ist das Jahr 1994, und es ist totenstill im Hörsaal der Universität Atlanta. Die US-Historikerin Deborah Lipstadt schaut auf dem Mann, der gerade ihre Vorlesung unterbrochen hat und mit einem Geldbündel in der Hand wedelt.
Dieser Mann ist Brite, heißt David Irving und ist ebenfalls Historiker. Er vertritt eine Lüge, die die Erinnerung an das schlimmste Verbrechen der Menschheit auslöschen soll: Den Holocaust gab es nie. Hinter dieser Lüge verbirgt sich ein perfider und gefährlicher Plan: Könnte man den Nationalsozialismus vom Stigma des Holocaust befreien, wären ähnliche Ideologien in Zukunft wieder hoffähig – und eine neue Ära des Hasses könnte aufleben. Deswegen versuchen sogenannte Revisionisten seit Jahrzehnten die Geschichte umzuschreiben. Die große Frage ist:
Wie kann man die Wahrheit selbst umbringen?
Deborah Lipstadt ist eine erbitterte Gegnerin der Geschichtsfälscher: In einem Buch bezeichnet sie unter anderen David Irving als gefährlichen Holocaust-Leugner. Dieser verklagt 1996 die Amerikanerin wegen Verleumdung – in Großbritannien.
Weil britisches Recht bei Verleumdungsklagen den Beklagten in der Beweispflicht sieht, muss Lipstadt vor dem Royal Court in England beweisen, dass es den Holocaust gegeben hat. Drei Jahre lang analysiert das Team von Lipstadt alle grausamen Details der Vernichtung im Konzentrationslager Auschwitz, wo mehr als eine Million Menschen getötet wurden.
Die gefährlichsten Lügen
Die Gegenseite, die Holocaust-Leugner unter Irving, bringt dabei pseudowissenschaftliche Behauptungen wie den sogenannten Leuchter-Report vor. Doch sie haben keinen Bestand. Nie zuvor wurde vor Gericht eine Lüge so zweifelsfrei widerlegt wie die von Irving. Nie zuvor triumphierte die Wahrheit so stark über eine Täuschung. Die unterlegenen Revisionisten sehen nur eine Möglichkeit, ihre Ideologie weiter zu verbreiten: Sie blenden die Wahrheit und die Fakten einfach aus, sprechen von Verschwörungen. Es ist die Geburtsstunde von "alternativen Fakten" und "Fake News" – den wohl gefährlichsten Lügen von allen.