EU empört

Erdogan extrem: Türkischer Präsident fordert Kastration von Pädophilen

Alan Turing lässt grüßen. Der wurde chemisch kastriert. Weil er schwul war. Dass er durch seine bahnbrechenden Experimente in Bletchley Park die deutsche Enigma knackte und so entscheidend dazu beitrug, die Nazis zu besiegen half ihm letztlich nichts.

Großwesir Erdogan
Großwesir Erdogan Foto: Getty Images / Adem Altan

Zugegebenermaßen ist die ins Visier des osmanischen Großwesirs geratene Gruppe nicht Opfer, sondern Täter. Und zwar in einer ebenfalls sofort zugegeben widerlichen Verbrechens-Abteilung: Pädophilie.

Kinderschänder zu kastrieren sollte bereits mehrfach in die türkische Gesetzbarkeit einfließen, bis jetzt erfolglos. Nun unternimmt der starke Mann einen neuen Anlauf.

Justizminister Abdülhamit Gül überlässt offiziell den Gerichten die letztendliche Entscheidung. Und die sind ja, wie wir wissen, absolut unabhängig.

Fragt man sich, wie es dann zu der Aussage kommen kann, dass entsprechende Schritte zur Gesetzesänderung "in den kommenden Tagen ergriffen werden sollen!"

Fairerweise kann man davon ausgehen, dass ein solcher Gesetzesentwurf auch in Deutschland einen gewissen Zuspruch erhalten würde. Trotz Lebensborn & Co.

Allerdings zeigen derart harsche Rufe nach Todesstrafe und chemischer Kastration in ihrer Gesamtheit auf, was die Türkei unter Erdogan von Rechtstaatlichkeit und deren Grundpfeilern hält.

Das hielt eine Frauenrechtsorganisation nicht davon ab, den neuen Vorstoß der Regierung zu kritisieren. Chemische Kastration sei eine Strafe, die nicht mit modernen Gesetzen in Einklang gebracht werden könne und auch gegen Menschenrechte verstoße.

Und da Frauen in der Türkei ebenso mächtig sind wie die Gerichte unabhängig, wird es nur eine Frage von Tagen sein, bevor dieser Gesetzesentwurf wieder abgeschmettert wird. Nicht wahr?