Kartoffeln

Deutsche Behörde erntet Shitstorm nach rassistischem Kartoffel-Post

Die Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet die Deutschen vermeintlich als "Kartoffeln". Einige wittern hier Rassismus. Wir klären auf, was wirklich dahinter steckt.

Junger Bauer und seine Kartoffeln
Sind alle Deutschen wirklich Kartoffeln? Foto: iStock / diignat; mindscanner

Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) sorgt aktuell für Aufsehen. In einem Instagram-Post, der über Rassismus aufklären soll, werden Deutsche als Kartoffeln bzw. Süßkartoffeln bezeichnet. Einige erkennen genau in dieser Formulierung den zu bekämpfenden Rassismus wieder.

Bezeichnet die BPB Deutsche als Kartoffel?

Begonnen hat alles mit einem Instagram-Posting der BPB vom Donnerstag, den 03. Juni 2021. Darin heißt es wörtlich:

"Ein:e Ally kann im Deutschen auch als Verbündete:r bezeichnet werden. Oder wie Mohamed Amjahid @m_amjahid sagen würde: als Süßkartoffel. Verlinke jemanden, der für dich eine gute Süßkartoffel ist."

Mohamed Amjahid ist Journalist und Autor des Buches "Der weiße Fleck", das eine Anleitung zu antirassistischem Denken bietet.

Etwas weiter unten wird der BPB etwas konkreter und erklärt, was eine "Süßkartoffel" ausmacht: "Verbündete:r oder Süßkartoffel könnten nur jene werden, die sich mit ihren eigenen Privilegien auseinandersetzen und sich auch Kritik von Betroffenen zu Herzen nehmen."

In einem weiteren Instagram-Post wird noch genauer auf den Begriff Verbündete:r bzw. Ally eingegangen: "Eine Person, die solidarisch denkt und handelt, ist ein:e Ally. Auf Deutsch nennt man diese Person auch Verbündete:r. Es geht dabei um Respekt, Zusammengehörigkeit, gegenseitige Unterstützung und (Mit-)Verantwortung."

Ein:e Ally ist also, um den Autor Amjahid aus seinem Aufklärungsbuch zu zitieren, eine "Süßkartoffel". Im Umkehrschluss wären alle Deutschen, die kein:e Ally sind und somit nicht solidarisch denken und handeln und sich nicht mit ihren eigenen Privilegien auseinandersetzen und sich die Kritik von Betroffenen nicht zu Herzen nehmen, Kartoffeln.

Vorwurf des pauschalen Rassismus gegen Deutsche

Einige, und damit ist hier vor allem die Bild-Zeitung gemeint, wittern Rassismus und werfen dem oben beschriebenen Posting vor, Deutsche pauschal als Rassisten abzustempeln.

Dabei ist in den Postings kein einziges Mal von "Kartoffel" (ergo Rassisten) die Rede, lediglich von einer "Süßkartoffel" – und das in einem positiven Kontext. Zudem findet an keiner Stelle eine Pauschalisierung statt. Man wird das Gefühl nicht los, dass von den Kritikern Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird, entweder A oder B, nichts dazwischen. Bist du kein:e Ally, dann bist du Rassist:in. Ist es wirklich das, was das Posting der Bundeszentrale für politische Bildung aussagen möchte?

Einige Politiker scheinen das so zu sehen. Christoph Ploß (35), Chef der Hamburger CDU, sagte gegenüber der Bild: "Eine ganze Bevölkerungsgruppe aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe als 'Kartoffeln' abzuwerten, geht gar nicht und leistet der Spaltung unserer Gesellschaft Vorschub."

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (69, FDP) findet den Kampf gegen Rassismus "zweifellos richtig", hält aber diese Methode der BPB für "mehr als fragwürdig".