Die deutschen Weltentdecker

Alexander von Humboldt: Der Forscher, der die Natur erfand

Sie kommen in riesigen Schiffen, ihre polierten Rüstungen glänzen in der Sonne. Sie tragen Schwerter und Feuerwaffen mit sich. Und sie halten ihren christlichen Gott in Form eines Kreuzes vor sich. Sie bringen den wahren Glauben, den Fortschritt und die europäischen Werte für all jene, die bereit sind, sich zu unterwerfen. Für alle anderen bringen sie Tod und Zerstörung … Heute im Kurzportrait: Alexander von Humboldt.

Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt Foto: iStock 7 GeorgiosArt

Alexander von Humboldt im Amazonas

"Die Natur muss gefühlt werden", schreibt Alexander von Humboldt an seinen Freund Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1810. Es sind fünf Worte, die fünf Jahre zusammenfassen, die eine Natur-Revolution auslösten.

1799 hat Humboldt Europa in Richtung Südamerika verlassen, um das "Zusammen- und Ineinanderweben aller Naturkräfte" zu entdecken. Doch Humboldt "fühlt" nicht nur die Natur, seine Forschung verändert die Sicht des Menschen darauf für immer. Die Wunder des Urwalds in Venezuela, all die farbenprächtigen Pflanzen und Tiere, die über den Forscher hereinstürmen – Humboldt gelingt es kaum, sie alle zu katalogisieren. 3600 Arten wird er bestimmen – einen Bruchteil dessen, was er vor sich sieht.

Doch trotz aller neuen Eindrücke erkennt Humboldt viele Parallelen zu den Naturphänomenen in Europa: Alles scheint irgendwie mit allem zusammenzuhängen und wie durch ein unsichtbares Netz aus tausend Fäden miteinander verbunden zu sein. Obwohl der Sternenhimmel ein anderer ist; obwohl hier statt Tannen Kakteen gedeihen, erinnert ihn die bloße Form eines Berges oder eines Baumes an Vergleichbares in Europa.

Konzert der Natur

Und er gibt alles für seine Forschung: Er setzt sich den Stromstößen von Zitteraalen aus, schluckt das tödliche Gift Curare, um zu beweisen, dass es nur in der Blutbahn wirksam ist. Mit Zentnern von Gepäck und Messgeräten kämpft sich Humboldts Expedition den Orinoco entlang.

Im Gehrock und mit Stulpenstiefeln besteigt er den damals höchsten bekannten Berg, den Chimborazo. Nachts lauscht Humboldt den Lauten der Tiere: "Es sind ebenso viele Stimmen, die uns zurufen, dass alles in der Natur atmet." Es ist das Konzert einer Natur, in die der Mensch noch nicht eingriffen hat. Und für die Humboldt als Erster ein Bewusstsein schafft: Natur nicht als Verbrauchsgut, sondern als Schatz, der geschützt werden muss.

Der vor genau 250 Jahren am 14. September 1769 in Berlin geborene Forscher lehrt eine neue Ehrfurcht vor der Schöpfung, die heute mehr Widerhall denn je in der gesamten Welt findet.